Die Erde macht den Unterschied: Amira Zaghdoudi von der Ökomodellregion (v.l.); Landwirt Andreas Remmelberger aus Burgkirchen, Erster Bürgermeister von Burghausen Florian Schneider, Landwirt Simon Steinberger aus Burghausen; Holger Lundt BUND; Gunter Strebel Umweltreferent der Stadt Burghausen und Prof. Dr. Kurt Hülsbergen von der TUM auf dem Versuchsfeld von Landwirt Steinberger.

Die Stadt Burghausen gehört seit dem Jahr 2021 der internationalen Initiative „4 per 1000“ an. Burghausen war mit dem Beitritt die erste Kommune Deutschlands, die sich der Initiative angeschlossen hat. Damit übernimmt die Stadt eine Vorreiterrolle für Bodenfruchtbarkeit, Grundwasserschutz und Humuasaufbau.

Die Initiative „4 per 1000“ wurde im Jahr 2015 in Frankreich gegründet und strebt weltweit gesunde und kohlenstoffreiche Böden an, um den Klimawandel zu bekämpfen und die weltweite Ernährungssituation zu verbessern.

Ein gesunder und kohlenstoffreicher Boden gilt als wichtiger Schlüssel zu Ernährungssicherheit und Klimaschutz. In der Landwirtschaft gibt es eine Vielzahl von Praktiken und Maßnahmen, die auf darauf abzielen, Humus im Oberboden anzureichern und dadurch atmosphärischen Kohlenstoff (CO2) in organischer Form zu binden. Gleichzeitig lässt sich so die Bodenfruchtbarkeit steigern. Die Initiative „4 per 1000“ ermutigt seine Mitglieder zu einer Landwirtschaft, die auf einer lokal angepassten Bewirtschaftung von Böden basiert, langfristig Arbeitslätze sichert sowie Einkommen schafft und damit eine nachhaltige Entwicklung gewährleistet.

Humus spielt dafür die entscheidende Rolle, denn er erhöht nicht nur die Fruchtbarkeit des Boden, sondern speichert auch Kohlenstoff. Das Ziel der Initiative ist es daher den Humus- und damit den Kohlenstoffgehalt der Böden um jährlich vier Promille zu steigern. So können landwirtschaftlich genutzte Böden einen wesentlichen Beitrag im Kampf gegen Hunger und Klimawandel spielen.

Die Initiative „4 per 1000“ besteht aus einem Netzwerk von mehr als 660 Mitgliedern und Partnern weltweit. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vertritt Deutschland als aktives Mitglied der Initiative bei Entscheidungsprozessen.

Die Stadt Burghausen vernetzt im Zuge ihres Nachhaltigkeitskonzepts laufende Umweltprojekte mit den Zielen der „4 per 1000“ Initiative. Im Stadtgebiet Burghausen beteiligen sich aktuell die Landwirte Simon Steinberger und Andreas Remmelberger im Rahmen der Öko-Modellregion Inn-Salzach intensiver mit der „4 per 1000“ Initiative, indem sie den Aufbau von Humus aktiv betreiben. Mit ihnen gemeinsam untersucht ein Team der Technischen Universität München seit geraumer Zeit in der Modellregion Burghausen-Burgkirchen den Zusammenhang von gezielter sensor- und satellitengestützter Düngung, Bodenbeschaffenheit und Umweltwirkungen. Die Forschungsergebnisse im Projekt „digisens“ zeigen die engen Zusammenhang von Düngung, Humusaufbau und Nährstoffumsatz im Boden.

Der Leiter des Projekte, Professor Doktor Kurt-Jürgen Hülsbergen von der TUM, weist auf den großen Nutzen von Humusaufbau auch für den Grundwasserschutz hin. Seit dem Jahr 2022 arbeitet er an einem neuen Forschungsprojekt, das die Nutzungspotenziale von Pflanzenkohle und den Einsatz von Kompost in der bayerischen Landwirtschaft untersucht.

Der Wissenschaftler konzentriert sich dabei auf drei Handlungsfelder:

  • den Einsatz von Kompost und Pflanzenkohle
  • den Anbau von Luzerne-Kleegras
  • Agroforstsysteme

Das Projekt verfolgt das Ziel, örtliche Landwirte zu unterstützen, das Verfahren zum Humusaufbau zu testen und sie fachlich zu beraten. Die Öko-Modellregion Inn-Salzach ist der Ansprechpartner für interessierte Landwirte.

Das Projekt in Verbindung mit der Initiative 4 per 1000 passt nach Ansicht der Stadt Burghausen optimal in die Region. Wissenschaft und Landwirte erarbeiten gemeinsam Bewirtschaftungsformen, die Bodenfruchtbarkeit, Wasserspeicherung und Humusaufbau fördern.

Kontakt

TUM School of life Sciences
Techische Universität München
Alte Akademie 8
85354 Freising

Prof. Dr. Kurt-Jürgen Hülsbergen
huelsbergen@wzw.tum.de
wzw.tum.de

Gunter Strebel
Umweltreferent Burghausen
strebelgunter@web.de

Holger Lundt
Mitglied Bund Naturschutz
holger.lundt@web.de

Amira Zaghdoudi
Öko-Modellregion Inn-Salzach
zaghdoudiagrar@gmail.com