Feuerwehr Burghausen unter neuer Führung – 253 Einsätze im letzten Jahr

Ein historischer Tag sollte die 159. Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Burghausen am vergangenen Freitag werden. Vorstandsvorsitzender Thomas Lindner hatte im Vorfeld angekündigt, nach 18 Jahren nicht mehr für dieses Amt zu kandidieren und auch bei anderen wichtigen Funktionen standen zahlreiche Veränderungen an. Dementsprechend groß war der Andrang und der Saal des Bürgerhauses bis auf den letzten Platz gefüllt. Neben zahlreichen aktiven, passiven und fördernden Mitgliedern, durfte Thomas Lindner in seinem letzten Grußwort auch zahlreiche Vertreter aus Politik und Gesellschaft, der umliegenden Nachbarwehren und von Behörden und Organisationen des täglichen Miteinanders begrüßen.

Im von den Lindacher Bläsern würdig gestalteten Totengedenken gedachte man der verstorbenen Kameraden. Im Jahr 2022 musste man vom viel zu früh verstorbenen Walter Müller Abschied nehmen. Vorsitzender Thomas Lindner gab in seinem Rechenschaftsbericht anschließend Aufschluss über die Aktivitäten des Feuerwehrvereins. Pandemiebedingte Nachwehen hatten auch im zurückliegenden Jahr mit 39 Terminen, zu einer relativ geringen Anzahl von Veranstaltungen geführt. Zu den Höhepunkten zählten hier etwa die Weihnachtsfeier, sowie die Teilnahme am Maiwiesn-Auszug oder der Fronleichnamsprozession.

Kommandant Florian Hobmeier gab anschließend in seinem Jahresbericht einen detaillierten Überblick über die aktive Wehr. Die 77 aktiven Feuerwehrdienstleistenden, von denen 7 weiblich sind, durchliefen in Summe 50 Übungs- bzw. Ausbildungstermine mit 85 Themenblöcken. 19 Mitglieder legten die Leistungsprüfung „Die Gruppe im Löscheinsatz“ erfolgreich ab. 50 Lehrgänge wurden auf Landkreisebene an den verschiedenen Kreisausbildungsstellen absolviert. Das zurückliegende Jahr war auch wieder von einer hohen Einsatzbelastung geprägt. So mussten die Ehrenamtlichen zu 253 Einsätzen ausrücken, welche sich in 78 Brände, 127 technische Hilfeleistungen und 48 Sicherheitswachen aufgliedern. Besonders an die Substanz ging eine Woche im Mai mit 15 Alarmierungen, mit teils schwerwiegenden Einsätzen. Neben Unwettereinsätzen, einer Wasserrettung und zahlreichen Einsätzen aus dem Bereich der technischen Hilfe, forderte auch der verheerende Kellerbrand in der Robert-Koch-Straße die Einsatzkräfte massiv, in dessen Folge eine Person trotz frühzeitiger Rettung durch die Feuerwehr verstarb. Weitere 8 Personen konnten im Rahmen der 253 Einsätze leider nur noch tot geborgen werden. Die Anzahl der geretteten Personen beträgt 57, wobei 17 Personen über die Drehleiter und 13 im Rahmen von dringenden Türöffnungen gerettet werden konnten. In Summe mussten 5.085 Stunden im Einsatzdienst abgeleistet werden. Neben bereits laufenden Fahrzeugbeschaffungen, konnten im letzten Jahr die Weichen für einen Ersatz des mittlerweile 35 Jahre alten Tanklöschfahrzeugs TLF 24/50 erfolgreich gestellt werden. Das neue Fahrzeug TLF 4000 wird aufgrund langer Lieferzeiten allerdings voraussichtlich erst im Jahr 2024 in Dienst gestellt werden können. Das Feuerwehrhaus konnte mit einer komplett neuen Netzwerkinfrastruktur, inklusive Server, und einer stationären Notstromversorgung ausgestattet werden. Mit der kritischen Fragestellung „Wer löscht morgen?“ appellierte Hobmeier an die Politik, die Rahmenbedingungen für die Aufrechterhaltung des Ehrenamtes, bspw. durch die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in Gerätehausnähe, weiter attraktiv zu gestalten.

Jugendwart Anton Maier gab anschließend einen Überblick über Aktivitäten und Kennzahlen der Jugendfeuerwehr. Der in dieser organisierte Nachwuchs der Wehr setzte sich im vergangenen Jahr aus 13 Jugendlichen zusammen, von denen 2 weiblich sind. Starke Teilnehmerzahlen konnte die Jugendfeuerwehr bei der Bayerischen Jugendleistungsprüfung und dem Wissenstest vermelden. Zu einem Höhepunkt zählte der Kindernachmittag im Rahmen des städtischen Ferienprogramms, an dem über 400 Kinder teilnahmen.

Kassier Johannes Seidl gab im Anschluss einen Überblick über die Kassenbewegungen des Feuerwehrvereins im zurückliegenden Jahr. Einnahmen von 31.151,38 € standen Ausgaben in Höhe von 25.942,45 € gegenüber, was zu einem Saldo von +5.208,93 € führt. Kassenprüfer Helmut Baumgartner bescheinigte in seinem Bericht eine vorbildliche Kassenführung und plädierte für eine Entlastung der Vorstandschaft, was im Anschluss einstimmig durch die Versammlung erfolgte.

Mit der Verabschiedung von Vorsitzendem Thomas Lindner folgte ein emotionaler Höhepunkt des Abends. Sein bisheriger Stellvertreter Markus Szehr, beleuchtete in einer Laudatio detailliert die umfangreichen Verdienste. Unter dem Motto „Du musst alle mitnehmen“ war Lindner ein beispielloser Teamplayer und Vorbild, mit dem sich die ganze Wehr identifizieren konnte. Unter seiner Führung wurde unter anderem das 150-jährige Gründungsfest im Jahr 2013 ein voller Erfolg. Mit seiner Amtsniederlegung nach 18 Jahren als Vorsitzender endet eine Ära. Als Dank für seine Verdienste hatten sich die Verantwortlichen ein besonderes Abschiedsgeschenk einfallen lassen. Der Burghauser Künstler Jonny Petry fertigte ein Gemälde des Drehleiter-Oldtimers der Wehr auf der Burg vor dem Georgstor an, welches an Thomas Lindner verliehen wurde. Nach einer Bilderschau über sein vielfältiges Wirken verabschiedete der voll besetzte Bürgersaal mit minutenlangen stehenden Ovationen Lindner aus seinem Amt.

Die Neuwahl brachte ohne Gegenkandidaten den bisherigen Stellvertretenden Vorsitzenden Markus Szehr als neuen Vorsitzenden und somit Nachfolger von Thomas Lindner hervor. Er wird künftig vertreten durch den bisherigen Schriftführer Rupert Seitz. Florian Hobmeier wurde ohne Gegenkandidat erneut in das Amt des 1. Kommandanten gewählt. Neuer 2. Kommandant ist Michael Hauf, welcher Andreas Spindler ablöst, der aufgrund umfangreicher Aufgaben in der Kreisbrandinspektion nicht mehr zur Verfügung stand. Erstmals wurde mit Christian Kraus ein 3. Kommandant gewählt. Die Verantwortlichen der Wehr entschieden sich zur Einführung dieses Amtes, um das immer größer werdende Arbeitspensum in der Führungsebene auf mehrere Schultern verteilen zu können. Zum 1. Schriftführer wurde Simon Luttenberger gewählt. Johannes Seidl wurde in seinem Amt als Kassier bestätigt. Ihm steht Sebastian Luttenberger als Stellvertreter zur Seite, welcher Julian Danner ablöst. Thomas Weber und Marvin Bart wurden als Vertrauensleute gewählt. Nachdem Ordnungsamtsleiter Martin Hinterwinkler, welcher die Wahlleitung innehatte, den Wahlvorgang beendete, folgten die Grußworte.

Erster Bürgermeister Florian Schneider bekräftigte in seiner Ansprache die Wertschätzung der ehrenamtlichen Arbeit von Seiten der Stadt Burghausen. „Es ist beeindruckend, was hier geleistet wird und wir schätzen uns glücklich, mit den beiden Wehren aus Burghausen und Raitenhaslach zwei gutausgebildete und schlagkräftige Feuerwehren im Stadtgebiet zu haben“, so Schneider. Kreisbrandinspektor Johann Bernhard dankte in seinem Grußwort dem Engagement der Burghauser Wehr auf Kreisebene als Ausbildungsstelle für Atemschutzgeräteträger oder für die Schiedsrichtertätigkeit bei Leistungsprüfungen. Erster Polizeihauptkommissar Peter Spiegelsberger versicherte in seinem Grußwort eine weiterhin enge Zusammenarbeit zwischen Polizei und Feuerwehr, um Problemen, wie bspw. der Gewalt gegen Einsatzkräfte, entgegen zu wirken. Der Kommandant der FF Ach, Christoph Patsch, lobte die gute grenzübergreifende Zusammenarbeit.

Im Rahmen der Versammlung wurden folgende Ehrungen und Beförderungen ausgesprochen:

Ehrungen für Zugehörigkeit:

10 Jahre: Marvin Bart, Sandra Eder, Maximilian Krause, Sebastian Wagenhofer
20 Jahre: Julian Kern, Christian Kraus, Rupert Luttenberger
25 Jahre: Johannes Seidl, Rupert Seitz
40 Jahre: Otto Andreas, Herbert Reiff, Wolfgang Rossau
50 Jahre: Helmut Baumgartner
60 Jahre: Karl Brantl

Beförderungen:

Feuerwehranwärter: Jonas Baumann, Maximilian Hofmann, Timo Laumann, Valentin Pilzweger
Feuerwehrmann: David Broz, Sebastian Glombik, Michael Gruber, Catharina Huber, Magdalena Huber, Benja Jordan, Lola Jordan, Sam Kirchner, Lukas Krause, Jonas Weber, Tim Weber
Oberfeuerwehrmann: Marvin Bart, Dean Dominic, Maximilian Krause
Brandmeister: Vincenzo Bucci
Oberbrandmeister: Thomas Lindner

 

Bildbeschreibungen:

156:
Hinten von links: Vorstandsvorsitzender Markus Szehr mit seinem Vorgänger Thomas Lindner und Kommandant Florian Hobmeier
Vorne von links: Erster Bürgermeister Florian Schneider mit den für ihre Zugehörigkeit geehrten Kameraden Wolfgang Rossau, Rupert Seitz, Helmut Baumgartner, Johannes Seidl, Herbert Reiff, Karl Brantl und Otto Andreas

157:
Erster Bürgermeister Florian Schneider mit der neuen Führung der Wehr. Von links: Stellvertretender Vorstandsvorsitzender Rupert Seitz, Vorstandsvorsitzender Markus Szehr, 1. Kommandant Florian Hobmeier, 2. Kommandant Michael Hauf und 3. Kommandant Christian Kraus

158+159:
Vorstandsvorsitzender Markus Szehr (links) und 1. Kommandant Florian Hobmeier (rechts) überreichten dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden Thomas Lindner zum Dank ein Gemälde für seine Verdienste.