Kinder komponieren den Regenwald
Tanzimpro in der Ausstellung von Heinsdorff – Musikschule gibt Konzert im Rahmen von Tage der neuen Musik in Studienkirche
Burghausen. Klänge aus Glockenspiel und Marimbaphon – achtzehn Kinder, die sich zwischen schweren, liegenden Baumstämmen fein abgestimmt bewegen. Die Körper verraten Konzentration, zwischendurch huscht ein Lächeln über die Gesichter. So beginnt die Schlusspräsentation der 16. Tage der Neuen Musik Burghausen in der Studienkirche St. Josef am vergangenen Sonntag.
José Fernando Elias, Schlagwerklehrer an der Musikschule, führt mit seinen Instrumenten achtzehn Kinder durch eine Tanzimprovisation zur Installation „Regen-Wald 2“ von Markus Heinsdorff. Die Einstudierung stammt von der Tanzpädagogin Barbara Sprüderer, die sichtlich zufrieden die junge Truppe zurück hinter den Vorhang begleitet. Wenige Minuten später sitzen die Kinder als erweiterte Kinderphilharmonie mit Geige, Cello, Flöte, Oboe, Klarinette, Schlaginstrumenten und Gitarre auf der Bühne. Sie spielen ein Stück, das sie sich selbst nach Bildern aus der Ausstellung „Regen-Wald 1“ von Markus Heinsdorff geschrieben haben. Zu hören war ein Bilderbogen mit Einzeltiteln wie „Afrika“, „Ahornboden“ oder „Ecuador“. Eine spannende Folge schöner Klänge, seltsamer Geräusche und markanter wie komplexer Rhythmen hält das Publikum in Atem.
Das Orchester – es sind Kinder, die da spielen – klingt unter der Leitung von Charlotte Lang, die auch eine Celloklasse an der Musikschule führt, transparent, klangvoll, sprechend. Dreizehnmal entführt eine Klangentwicklung in eine andere Welt. Nach fünfzehn kurzweiligen Minuten gibt es starken Applaus. Komponist Josef Irgmaier, der den Komponierkurs geleitet hat und die Klangbilder der Kinder in eine aufführbare Folge geschrieben hat, gratulierte herzlich den Kinderphilharmonikern.
Mit „Spiegel im Spiegel“ von Arvo Pärt in einer Fassung für Streicher, Holzbläser und Schlagwerk beschließt die Kinderphilharmonie ihr Programm. Charlotte Lang führt das junge Orchester, es besteht seit achtzehn Jahren und wechselt naturgemäß seine Besetzung alle drei Jahre, mit bestimmter Zeichengebung und ermunternden Blicken durch das traumhafte Stück. Bereits in der Begrüßung lobte Musikschulleiter Helmut Lorenz die wunderbare Arbeit des Teams der Kinderphilharmonie. Achtzehn Kinder, die hochkonzentriert aber unverkrampft ein Programm von 45 Minuten Dauer auf die Bühne der großartigen Kunsthalle Studienkirche St. Josef stellen, belegen dies. Auch die Tage der Neuen Musik Burghausen erweisen sich als stabile Größe. Ein Komponist, eine Tanzpädagogin, fünf Musikschullehrkräfte, ein Künstler vom Format eines Markus Heinsdorff und das Ideen-Team Ines Auerbach und Helmut Lorenz ermöglichten rund 20 Kindern für ein halbes Jahr und über einhundert Zuhörern für eine Stunde eine Annäherung an zeitgemäßes Musikschaffen.
Fotos:
Die Kinderphilharmonie unter Charlotte Lang in der Studienkirche St. Josef.
Fotocredit: Nixdorf Fotografie