Sepp und Samu grasen nun am Burghang
Bedrohte Ziegenart sorgt für freie Sicht auf die weltlängste Burg – Acht Kitze im Frühjahr auf die Welt gekommen – Namensfindung: Sepp und Samuel via Social Media vorgeschlagen
Burghausen. Seit letztem Donnerstag hört man es wieder meckern in Burghausen, denn die Tauernschecken, eine vom Aussterben bedrohte Ziegenart, grast wieder am steilen Burghang. Die Herde besteht inzwischen aus 44 Tieren. Die FÖJlerinnen (Freiwilliges Ökologisches Jahr) Ariane Wacker und Judith Schärl kümmern sich den Sommer über auch um die Ziegen und schauen regelmäßig nach dem Rechten. Außerdem treiben sie die Ziegen immer wieder auf neue Weiden, damit der Burghang gleichmäßig abgefressen wird und die Ziegen immer genügend Futter finden.
Das Beweidungsprojekt ist eines der vielen nachhaltigen Ergebnisse aus der Landesgartenschau 2004. Seit nunmehr 20 Jahren also tragen die Ziegen zum Artenreichtum am Burghang bei und sind nebenbei selbst die Stars bei großen und kleinen Spaziergängern sowie Wöhrseegästen. Denn beim Schwimmen im Naturbad Wöhrsee kann man nicht nur den Blick auf die weltlängste Burg genießen, sondern auch das Gemeckere der städtischen Ziegenherde hören.
Die kalten Monate haben die Ziegen bei Bio-Bauer Franz Eineder in Winhöring verbracht. Der Winter war sehr ruhig. Ein paar der Ziegen hatten sich im vergangenen Jahr bei einigen waghalsigen Kletteraktion verletzt. Im Stall konnten ihre Verletzungen in Ruhe ausheilen.
Denn die Stadt hält die Tiere nicht nur deswegen, um das Fortbestehen der Art zu unterstützen, sondern als wertvolle Arbeitskräfte, die dafür sorgen, dass die Sicht auf die Burganlage frei bleibt. Bevor die Ziegen 2004 in Burghausen ankamen, musste der Burghang zum Teil aufwendig mit dem Einsatz von Hubschraubern gemäht werden. Das übernehmen nun die Ziegen.
„Die Tauernschecken haben eine wichtige Aufgabe und sind nicht zum Streicheln da. Sie dürfen auch nicht von Fremden gefüttert werden. Die Tiere finden genügend Nahrung am Burghang“, erklärt Franz Eineder. Die FÖJlerinnen fügen noch hinzu: „Bitte lockt die Tiere nicht an den Zaun, denn dann kann es sein, dass die Ziegen sich mit ihren Hörnern verhaken und festhängen.“
Im April kamen dieses Jahr insgesamt acht Kitze auf die Welt. Alle acht sind wohlauf und staksen ihren Müttern schon munter hinterher. Noch sind sie so klein, dass sie im hohen Gras oft kaum zu erkennen sind.
Die Stadt Burghausen suchte vor Kurzem noch nach Namen für die beiden Böcke, die als letztes auf die Welt gekommen waren. Viele Vorschläge sind dafür über Facebook und Instagram eingegangen, letztendlich entschieden sich die FÖJlerinnen für Sepp und Samuel.
Fotos:
Die Ziegen sind wieder am Burghang angekommen und kümmern sich darum, dass der Burghang nicht zuwächst und der Blick auf die Burg frei bleibt. Acht Kitze sind bei der Herde.
Fotocredit: Stadt Burghausen/Umweltamt