Christoph Schedlbauer, 27, absolvierte nach seiner Mittleren Reife eine Lehre und entschied sich dann für ein naturwissenschaftliches Studium
Kajetan Mühlböck, 29, verpflichtete sich erst bei der Bundeswehr und startete dann sein Studium in Burghausen

Am Campus Burghausen haben im Sommer 2024 zwei Studenten erstmals den Master Hydrogen Technology abgeschlossen

Sie waren die ersten Absolventen des Master-Studiengangs Wasserstofftechnologie von der TH Rosenheim am Campus Burghausen – und Sie waren tatsächlich nur zu zweit. Ein ziemlich einzigartiges Gefühl, oder?

Mühlböck: Also auf’s Handy schauen während der Vorlesung ging nicht. Das war gut, weil ich so immer aufgepasst habe (lacht). Nur zu zweit einen Studiengang zu besuchen, ist schon ein Privileg. Wenn einer von uns beiden krank war, haben wir die Veranstaltung online gemacht. Generell war es immer mehr Diskussion als Vortrag. Und wir hatten uns darauf geeinigt, dass unsere Profs ihre Vorlesungen statt wie vorgesehen auf Englisch auf Deutsch halten.

Schedlbauer: Für mich war das erste Semester des Master-Studiengangs fast das schönste in meinem kompletten Studium. Wir konnten jederzeit nachbohren, wenn wir Verständnisfragen hatten oder mehr Details wissen wollten. Das war wie in der Schule: einfach die Hand heben!

Mit diesem Luxus war es dann im zweiten Semester vorbei…

Schedlbauer: …nein, eigentlich nicht, weil wir da zwar nicht mehr zu zweit waren, aber auch nur elf.

Mühlböck: Das war spannend. Da waren schon einige internationale Studenten dabei: aus Jordanien, Pakistan, Indien. Wir haben öfter privat was gemacht, gemeinsam gekocht oder ähnliches. Das war super!

Die Th Rosenheim hat den Studiengang Master Wasserstofftechnologie im Wintersemester 2022 erstmals angeboten. Hat er eure Erwartungen erfüllt?

Mühlböck: Ja, ich habe das so erwartet. Das Studium hat von Anfang bis Ende der Wertschöpfungskette rund um den Wasserstoff alles abgedeckt: Erzeugung, Herstellung, Transport, Verteilung, Sicherheit – es gab für jeden Punkt ein Fach. Vor kurzem war ich in Tunesien in einer Summer School Wasserstoff dabei. Da habe ich mich schon wie ein Experte gefühlt.

Schedlbauer: Auf alle Fälle. Interessant ist, dass wir der Zeit eigentlich ein wenig voraus sind. Das Thema Wasserstoff nimmt an Fahrt auf, aber ist noch nicht so präsent, dass Unternehmen beispielsweise einen reinen Wasserstoffexperten suchen.

Wie geht es den jetzt beruflich weiter?

Schedlbauer: Ich bin aktuell auf Jobsuche. Im Moment ist es ein wenig tricky – in zweierlei Hinsicht: Die wirtschaftliche Lage ist aktuell herausfordernd und mir fehlt noch die Berufserfahrung, die Unternehmen gerne hätten, wenn sie eine Stelle besetzen wollen. Aber davon lasse ich mich nicht abschrecken.

Mühlböck: Ich arbeite seit 16. September als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Campus, befristet bis März 2027. Ich arbeite für das Reallabor am Arbeitspaket eins, Stoffströme im ChemDelta. Damit bin ich überaus glücklich. Als studentische Hilfskraft war ich auch schon an diesem Thema dran. Langfristig strebe ich eine Promotion an, mit einem ähnlichen Thema wie bei meiner Master-Arbeit: „Entwicklung und Optimierung von Stoffdatenmodellen für Simulation von Power to X-Prozessen“. Mir macht Forschung viel Spaß. Beim Thema Wasserstoff wacht die Wirtschaft jetzt auf, da ist extrem viel in Bewegung.

Herr Schedlbauer, was hat Sie bewogen, in Burghausen zu studieren?

Ich bin in Arnstorf im Rottal aufgewachsen. Da habe ich meine Mittlere Reife und meine Ausbildung zum technischen Systemplaner gemacht. Weil ich nicht ins Baugewerbe wollte, habe ich an der Berufsoberschule mein Abitur gemacht, um studieren zu können. Da hat sich Burghausen angeboten, weil ich dort Chemie-Ingenieur studieren konnte. Also habe ich mich im Wintersemester 2018 eingeschrieben.

Der Campus wurde 2016 gegründet: Das merkt man natürlich. Es fällt auf, dass alles neu ist und gut Geld investiert wurde. Ich bin mir sicher, dass der Campus weiterwachsen wird. Er hat ja auch schon einen Namen über die Region hinaus.

Wie war es bei Ihnen, Herr Mühlböck?

Ich komme aus Simbach am Inn. Wie Christoph habe ich auch Chemie-Ingenieurwesen am Campus studiert. Ich wollte hier in der Gegend bleiben. Als ich nachgefragt habe, ob ein Master-Studiengang angeboten wird, kam die passende Antwort: „Ja, Wasserstofftechnologie“. Das war perfekt für mich.

Beharrlich in der Sache

Christoph Schedlbauer, 27, absolvierte nach seiner Mittleren Reife eine Lehre und entschied sich dann für ein naturwissenschaftliches Studium

* Nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Lehre als technischer Systemplaner bei der Lindner Fassaden GmbH entschied sich der ehemalige Realschüler aus Arnstorf, das Abitur zu machen. An der Berufsoberschule in Pfarrkirchen setzte er seine Pläne um und schloss die Prüfungen 2018 erfolgreich ab.

* Von Oktober 2018 bis Sommer 2022 absolvierte er den Bachelor-Studiengang Chemie-Ingenieur am Campus Burghausen.

* Schedlbauer schrieb seine Masterarbeit bei der Wacker Chemie über das Thema: „Modellierung von chemischen Reaktionen zwischen Chlorsilanen, Kohlenwasserstoffen und Wasserstoff“.

Vom Offizieranwärter zum Wasserstoffexperten

Kajetan Mühlböck, 29, verpflichtete sich erst bei der Bundeswehr und startete dann sein Studium in Burghausen

* Nach seinem Abitur absolvierte Mühlböck ab 2014 bei der Bundeswehr eine Ausbildung zum Offizier. Parallel begann er Luft- und Raumfahrttechnik an der Bundeswehr-Universität München zu studieren. Da er 2018 aus der Bundeswehr ausschied, konnte er das Studium nicht abschließen.

* Im Wintersemester 2018 immatrikulierte sich Mühlböck für den Bachelor Chemie-Ingenieurwesen am Campus Burghausen. Seine Bachelor-Abschlussarbeit hat er bei der Wacker Chemie in Burghausen geschrieben.

*Am Campus Burghausen war Mühlböck als Semester-Sprecher aktiv.

 

Studiengang Master Hydrogen Technology

Seit dem Wintersemester 2022/23 bietet die TH Rosenheim am Campus Burghausen den innovativen Studiengang an

· Das Interesse an dem Master-Studiengang nimmt exponentiell zu: Im Wintersemester 2022 immatrikulierten sich drei Studenten, für das Wintersemester 2024/25 zählt der Campus vierstellige Bewerberzahlen.

· Die Lehrveranstaltungen beschäftigen sich unter anderem mit den Themen Erzeugung, Nutzung und Transport von Wasserstoff.

· „In den ersten beiden Semestern vermitteln wir neben theoretischem Wissen auch praxisnahe Kompetenzen durch Gruppen- und Projektarbeiten, Laborpraktika und Exkursionen“, zählt Studiendekan Professor Johannes Völkl auf. Das dritte Semester ist für die Masterarbeit vorgesehen. Der Studiengang wird auf Englisch unterrichtet. Studierende können im Sommer- oder Wintersemester den Master Hydrogen Technology starten.

Weitere Informationen unter Wasserstofftechnologien für eine klimaneutrale Industrie: Technische Hochschule Rosenheim