Neben der imposanten Burganlage ist sie das Herzstück der Stadt Burghausen – die Altstadt. Fröhlich leuchten die Hausfassaden auf dem Stadtplatz mit ihren verschiedenen pastellfarbenen Tönen. Jedes Gebäude ist unterschiedlich gestaltet, die Giebel – je nach Vorliebe der damaligen Bauherren und der Stilepoche – mal waagrecht, dreieckig, abgetreppt oder geschwungen, die Stirnseiten der Häuser ragen als Blendfassade weit über das Dach hinaus. All das verleiht den Häusern in der Burghauser Altstadt ein imposantes herrschaftliches Aussehen. Diese so genannte Inn-Salzach Bauweise entwickelte sich im späten Mittelalter zwischen Innsbruck, Hallein und Passau entlang dem Inn und der Salzach.
Wiederholt auftretende Brandkatastrophen in den dort angesiedelten Handelsstädten ließen die Menschen nach einer Bauweise suchen, die den Flammen trotzen konnte. Zur damaligen Zeit verbauten die Menschen viel Holz, etwa an den Fassaden oder den Dächern, die mit Holzschindeln bedeckt waren. Auch die offenen Herdstellen im Inneren der Häuser waren permanente Gefahrenquellen für Hausbrände. In Burghausen wüteten in den Jahren 1353 und 1504 zwei Stadtbrände.
Mit der Inn-Salzach-Bauweise verbanden die Menschen damals in einmaliger Weise die Bedürfnisse eines Handels- und Handwerkshauses mit den Erfordernissen der Brandbekämpfung. Den Inn-Salzach-Baustil prägten daher verschiedene Merkmale: Vorschussmauern, Grabendächer, Brandgassen, eine geschlossene Bauweise und bunte pastellfarbene Hausfassaden.
Der Grundriss der Häuser gliedert sich in Vorderhaus, Hof und Hinterhaus. Die vorne gelegenen Räumlichkeiten nutzen die damaligen Bewohner Burghausens für Läden und Werkstätten. Ihre Wohnräume inklusive der Küche befanden sich stets in den Obergeschossen der Gebäude. Um im Falle eines Brandes ein Überspringen der Flammen zu verhindern, sicherten die Menschen die Trennwände der einzelnen Häuser durch umlaufende Vorschussmauern als „Feuermantel“. Etliche Dächer der Inn-Salzach-Häuser sind grabenförmig gefaltet, was Besucherinnen und Besucher von der Burg aus besonders schön sehen können. Die Stirnseite der Gebäude ragt als Blendfassade stets weit über das Dach hinaus und ermöglichte so den Menschen, Feuerleitern gefahrlos an die Fassaden anzulehnen.
Wer über Burghausens Stadtplatz bummelt und sich an den bunten und imposanten Häuserbauten erfreut, erkennt schnell, dass Burghausens Altstadt ein grandioses Beispiel für den Inn-Salzach-Baustil ist.
„Burghausen spiegelt im spätgotischen Stadtbild die im Mittelalter und in der frühen Neuzeit ausgebaute wirtschaftliche Stellung als bedeutender Handelsplatz wider. Die Stadt stellt eine einzigartige Symbiose dar aus der Lage am Fluss, der reichen Handelstradition und der innovativen Inn-Salzach-Architektur.“
Evi Gilch, Stadtarchivarin Burghausen