Am kommenden Samstag, 10. Juni 2023 um 20 Uhr wird die zweite Ausstellung des Jahres im Haus der Fotografie in Burghausen eröffnet: „HERBERT DÖRING-SPENGLER ∙ Gesammelt von Lutz Teutloff“.
Das Haus der Fotografie Burghausen erhielt im Jahr 2019 von der TEUTLOFF PHOTO + VIDEO COLLECTION aus dem Nachlass des Textilunternehmers, Sammlers, Galeristen und Ausstellungsmachers Dr. h.c. Lutz Teutloff (1938-2017) über 40 Arbeiten des 1944 in Köln geborenen Künstlers Herbert Döring-Spengler.
Zum ersten Mal wird eine Auswahl aus der Schenkung, die nun Teil der großen Sammlung ‚Künstlerische Fotografie‘ des Museums ist, gezeigt. Ergänzt wird die Präsentation mit neuen Arbeiten des Künstlers, die eine weiterentwickelte Bildsprache aufzeigen.
Für den Fotokünstler Döring-Spengler ist das Polaroid seit den 1980er Jahren der Ausgangspunkt seiner künstlerischen Untersuchungen. Experimentell dringt er in die Materialität des Bildträgers ein und manipuliert die unterschiedlichen stofflichen wie auch theoretischen Schichten des Bildes. Zusammenhänge werden neu entdeckt, Assoziationen entstehen und nehmen den Betrachter auf eine Spurensuche mit. Mit dem seit 2016 hinzugekommenen und sich in ständiger Entwicklung befindlichen Medienzyklus „Diazetta“ durchleuchtet Herbert Döring-Spengler wortwörtlich die öffentlichen Bildmedien. Die dort vorgefundenen unterschiedlichen Bedeutungsebenen bringt er in den Diazetten in Form von sich überlagernden Bildschichten zusammen, die neue Sichtweisen und Verknüpfungen zulassen.
Der Fotohistoriker Hans-Michael Koetzle zur Arbeit von Herbert Döring-Spengler:
„… Den schönen Schein der glatten Oberfläche brach er auf zugunsten verschwimmender Formen und Konturen. Jedenfalls bis in solche materiellen Tiefen hat vor ihm keiner Polaroid erkundet. Der Toaster wurde schon erwähnt. …
… Grenzen kennt Herbert Döring-Spengler nicht. Seine fotografischen Unikate werden auf alle möglichen Arten behandelt und damit verfremdet. Der Künstler erhitzt, schneidet auf, übermalt, fährt dem Objekt regelrecht unter die Haut. Irgendwann hat er neben der Vorder- auch die manipulativen Möglichkeiten der Rückseite entdeckt. Erlaubt ist, mit anderen Worten, alles, sofern es eine Idee auf plausible Weise unterstützt.
Letztlich ist es nicht das „Sofort“, das Herbert Döring-Spengler am Sofortbild interessiert, sondern seine Materialität, die ihm innewohnende Chemie, der der Künstler buchstäblich zu Leibe rückt. Nicht zufällig hat man Herbert Döring-Spengler bereits als „Foto-Bildhauer“ bezeichnet, seine Werke als „Fotogemälde“ tituliert. Jedenfalls kommt bei ihm alles zusammen: das Reflektieren und Probieren, Auslösen und Sondieren und schließlich der Akt der physischen Nachbearbeitung, der Herbert Döring-Spengler weg vom Fotografen und in die Nähe des bildenden Künstlers rückt. …“
Zur Ausstellungseröffnung ist Herbert Döring-Spengler anwesend. Dr. Sabine Weichel-Kickert, Kuratorin der Sammlung der TEUTLOFF PHOTO + VIDEO COLLECTION, spricht über die Sammlung und das Werk des Fotokünstlers.
Begleitet wird die Eröffnung von den beiden Musikern Facundo Barreyra (Bandoneon, Perkussion, Komposition) und Ulrich Barth (Saxophon, Komposition). Im Sinne von „Music is for sharing, not for show“ begegnen sich zwei Instrumente und zwei Musiker aus zwei Kulturen. Gemeinsam begeben sich in das Abenteuer ihrer Musik und Komposition sowie der freien Improvisation.
Biographie:
Herbert Döring-Spengler, 1944 in Köln geboren, beschäftigt sich seit 1976 mit der Fotografie. Ab 1984 begann die Auseinandersetzung mit dem Polaroid, dem Sofortbild. 2016 folgte die Entwicklung und Entstehung einer neuen großen Werkgruppe, der sogenannten Diazetten.
Im Jahr 2020 erhielt er den renommierten Kunstpreis des Rhein-Sieg-Kreises. Seine Arbeiten waren und sind in zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen zu sehen. Ebenso sind sie wichtiger Bestandteil öffentlicher Sammlungen, wie z.B. der des Kölnischen Stadtmuseums, des Kunstmuseums Ludwig in Köln, des Museé de la Photographie in Belgien, der Stiftung Museum Schloss Moyland, des CNA – Centre National de l’Audiovisuel in Dudelange, Luxembourg und nun auch der des Hauses der Fotografie in Burghausen. Er lebt und arbeitet in Lohmar.