An Pfingsten wird Burghausen, gelegen zwischen Salzburg, Passau und München, wieder ein spannendes Zentrum für moderne Musik, Film, Tanz und Kunst
Zum 6. Mal findet vom 16. bis 19. Mai 2024 das LOOK INTO THE FUTURE-Festival statt, das internationale Künstlerinnen und Künstler nach Burghausen bringt. Dieses Jahr sind Steffen Schleiermacher, Fred Frith, das Ensemble Avantgarde, Leonor Leal, Claus Boesser-Ferrari, Samira Spiegel, Stefan Micus, Nicolas Humbert, u.a. eingeladen, ihre Kreativität zu zeigen und im Anschluss in den beliebten Künstlergesprächen mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen.
Das von den beiden künstlerischen Leitern Cornelius Claudio Kreusch und Johannes Tonio Kreusch zusammengestellte innovative und interdisziplinäre Programm schafft in Harmonie mit den besonderen Veranstaltungsorten eine besondere Atmosphäre: Das ehemalige Zisterzienserkloster Raitenhaslach – heute genutzt als Akademiezentrum der TU München – bietet viel historischen Kontext und lädt ein in eine authentische Barockaula. Der Ankersaal im Herzen der historischen Altstadt ist eine perfekt erhaltene Midcentury-location und ist schon allein deshalb sehenswert. Eine weitere Besonderheit des Festivals ist der direkte Austausch mit den Künstlerinnen und Künstlern in moderierten Künstlergesprächen nach jeder Veranstaltung.
Das Programm
Das Festival wird am Donnerstag, 16. Mai 2024, 19:00 Uhr im Kloster Raitenhaslach eröffnet. Nach dem offiziellen Auftakt schließt sich um 20:00 Uhr in der Barockaula des Klosters das Konzert des Pianisten, Komponisten und diesjährigem Artist in Residence Steffen Schleiermacher an: Er spielt „Sonatas and interludes for prepared piano“ von John Cage. Das zwischen 1946 und 1948 komponierte Werk für präpariertes Klavier ist eines der bekanntesten des Komponisten und nimmt in dessen Werkkatalog eine Schlüsselstellung ein. Steffen Schleiermacher zählt zu den bedeutendsten Figuren der Neuen Musik weltweit und seine Einspielungen des Gesamtwerkes für Klavier von John Cage gelten als Referenzaufnahmen.
Am zweiten Festivaltag, Freitag, 17. Mai, wird eine außergewöhnliche Klanginstallation im Projektraum direkt neben dem Rathaus eröffnet. Zwei Jahre begleiteten die Filmemacher Nicolas Humbert und Werner Penzel Musiker wie Fred Frith, Tom Cora, John Zorn und Iva Bittová durch die Welt, filmten bei Konzerten, Proben, in Hotelzimmern und unter freiem Himmel. Dabei improvisierten sie genauso virtuos wie die Musiker. Nur ein Bruchteil der Tonaufnahmen ist dann tatsächlich in ihren Film „Step Across the Border“ eingeflossen. 30 Jahre später wagten sich Nicolas Humbert und der Sounddesigner Marc Parisotto erneut an die Jahrzehnte in einer Blechkiste gelagerten Magnetbänder mit den Tonaufnahmen und schufen daraus eine neue Klangkomposition. Die so entstandene Mehrkanal-Installation lädt im dunklen Raum ein, sich von Klängen in andere Welten versetzen zu lassen. Die Ausstellung wird am Freitag, 17. Mai, 18:30 Uhr, im Projektraum am Rathaus mit einem kleinen Empfang offiziell eröffnet. Während des Festivals ist sie täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet.
Nach der Vernissage geht es weiter im 50er-Jahre Kult-Kino Ankersaal, das sich nicht nur als Filmtheater, sondern auch als Konzertraum darstellt. Hier heißt es dann um 20:00 Uhr „Bühne frei!“ für Leonor Leal einer der herausragendsten Tänzerinnen der heutigen Flamenco-Szene. Begleitet wird sie vom Perkussionisten Agustín Jiménez, und zusammen zeigen sie, wie spannungsvoll, facettenreich und vor allem zeitgenössisch ihre Tanzkunst ist. Jazz meets Flamenco. Weltmusik meets Tanz.
Am Samstag, 18. Mai, 17:00 Uhr kommen Stummfilmfreunde auf ihre Kosten: „Algol. Tragödie der Macht“ ist ein Science-Fiction-Stummfilm aus dem Jahr 1920 von Hans Werckmeister, der in diesem Stummfilmklassiker dem gerade heute sehr aktuellen Wunsch nach unerschöpflichen Energiequellen nachgeht und dabei ein intensives Szenario zwischen Macht und Liebe entwirft. Der Jazz-/Rock/-Theater-Musiker Claus Boesser-Ferrari hat den Film extra für LOOK INTO THE FUTURE neu vertont und performt live in einer Uraufführung.
Um 20:00 Uhr folgt dann ein Konzert des berühmten Ensemble Avantgarde: Ihr Programm „The New York School“ vereint Musik von Morton Feldman, Earle Brown, Christian Wolf und John Cage. Seit seiner Gründung 1989 arbeitet das Ensemble unter der künstlerischen und organisatorischen Leitung von Steffen Schleiermacher in wechselnder Besetzung. In Burghausen konzertieren Ralf Mielke (Flöte), Stefan Stopora (Schlagzeug) und Steffen Schleiermacher (Klavier, Moderation).
Allen Nachtschwärmern sei dann der erwähnte Film „Step across the Border“ von Nicolas Humbert und Werner Penzel ans Herz gelegt, der in einer Late-Night-Vorstellung um 22:00 Uhr in Anwesenheit des Regisseurs im Ankersaal gezeigt wird. Im Mittelpunkt des experimentellen Films steht der britische Multi-Instrumentalist, Improvisator und Komponist
Fred Frith, der ebenso Gast des diesjährigen LOOK INTO THE FUTURE-Festivals ist. Im Film werden zwei künstlerische Ausdrucksformen, improvisierte Musik und Direct Cinema, miteinander verbunden. In beiden Formen zählt der Moment, das intuitive Gespür für das Geschehen im Raum; Musik und Film entstehen aus einer intensiven Wahrnehmung des Moments, nicht aus der Umsetzung eines vorgegebenen Plans. Die SZ zählt den Film zu einem der besten Musikfilme.
Zum Festivalabschluss am Sonntag, 19. Mai ist die junge Musikerin Samira Spiegel, die sowohl als fabelhafte Pianistin als auch als herausragende Geigerin gilt, im Konzert zu erleben. Spiegel gewann bereits auf beiden Instrumenten internationale Wettbewerbe, ihre Konzerttätigkeit führt sie durch ganz Deutschland und quer durch Europa. Aufnahmen von und über Samira Spiegel sendeten u.a. BR Klassik, Österreich 1, SWR2, rbb-Kultur und das Bayerische Fernsehen. In einer Matinee um 11:00 Uhr im originalen Barocksaal des ehemaligen Klosters wird sie neben Werken von Joachim F. W. Schneider, Damian Scholl, John Corigliano und Dai Fujikura auch das eigens für sie von Henrik Ajax komponierte Werk „Spukhafte Fernwirkung für Violine, Klavier und Loop Station“ interpretieren, in dem die Künstlerin beide Instrumente gleichzeitig spielt.
Am Nachmittag lädt der schöne Klostergarten nebst Gartenstöckl zum Genießen, Entspannen und zu Gesprächen mit den Künstlern des Festivals ein. Ab 17:00 Uhr wird hier eine besondere Coffee-/Tea-time mit hausgemachten kleinen Snacks hoch über der Salzach mit einem wunderbaren Blick ins Salzachtal angeboten.
Zum Ende des Festivals am Sonntag 19. Mai um 19:00 Uhr gibt es noch ein Highlight: In einem spannenden Doppelkonzert treffen Stephan Micus, Sänger, Multi-Instrumentalist, Komponist und Pionier der Weltmusikbewegung, und Fred Frith, Improvisator, Komponist, ebenso Multi-Instrumentalist und Gründer der Artrock-Band Henry Cow, aufeinander. Micus reist ständig um die Welt auf der Suche nach Musikinstrumenten aus den verschiedensten Regionen der Erde. Es geht ihm darum, Instrumente wie z.B. Sitar, Shakuhachi, Steelpan, Nay, Kalimba, Sho oder auch behauene Steinblöcke aus ihrem ursprünglichen Kontext zu lösen und eine neue Klangwelt mit unorthodoxen Spieltechniken zu erschaffen. Stephan Micus ist seit 1976 ECM-Künstler und einer der wichtigsten Vertreter der improvisierten Musik, die sich in der Schnittmenge von historischen Instrumenten verschiedener Kulturen und Jazz bewegt. Fred Frith spielte mit so unterschiedlichen Musikerpersönlichkeiten wie John Zorn, Brian Eno, Mike Oldfield, Yo-Yo Ma, den Free-Jazz-Musikern Peter Kowald, Sonny Sharrock und Peter Brötzmann oder dem Folkrockgitarristen Richard Thompson. Neben Kompositionen für Ballett, Film und Theater schrieb er u. a. für das ARTE Quartett, das Ensemble Modern, das Arditti Quartett und das niederländische Asko Ensemble. Er hat übrigens soeben eine neue Soloplatte „Guitar Solos/Fifty“ veröffentlicht, 50 Jahre nach dem legendären Album „Guitar Solos“.
Das Programm im Überblick
LOOK INTO THE FUTURE 6 – Festival für Musik, Film, Kunst und Tanz in Burghausen
- 16. bis 19. Mai 2024 | Ankersaal und Kloster Raitenhaslach 16.-19. Mai, täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr, Projektraum Rathaus: Klanginstallation „Cut up the border“ von Nicolaus Humbert und Marc Parisotto
- Donnerstag, 16. Mai 2024, Kloster Raitenhaslach: 19:00 Uhr, Gartenstöckl Offizielle Festivaleröffnung durch Bürgermeister Florian Schneider 20:00 Uhr, Aula maior Steffen Schleiermacher (Piano) spielt John Cage: Sonatas and interludes for prepared piano
- Freitag, 17. Mai 2024: vormittags, Kurfürst-Maximilian-Gymnasium, Große Aula Schülerworkshop mit Steffen Schleiermacher 18:30 Uhr, Projektraum am Rathaus Ausstellungseröffnung: Klanginstallation „Cut up the border“ Im Anschluss kleiner Empfang. 20:00 Uhr, Ankersaal Leonor Leal (Tanz) & Agustín Jiménez (Perkussion)
- Samstag, 18. Mai 2024, Ankersaal: 17:00 Uhr „Algol. Tragödie der Macht“ (1920) – Stummfilm von Hans Werckmeister mit Live-Musik von Claus Boesser-Ferrari (Uraufführung) 20:00 Uhr Ensemble Avantgarde „The New York School“ 22:00 Uhr Late Night Film: Step across the border von Nicolas Humbert und Werner Penzel
- Sonntag, 19. Mai 2024, Kloster Raitenhaslach: 11:00 Uhr, Aula maior Samira Spiegel (Violine, Klavier, Loop) „New Young Sounds“ 17:00 Uhr, Klostergarten und Gartenstöckl Tea/coffee/cake-time und inoffizieller Ausklang des Festivals mit Künstlern und vielseitigem Gespräch 19:00 Uhr, Aula maior Doppelkonzert Stephan Micus „Looking for new worlds“ und Fred Frith – „live!“
Im Anschluss an alle Veranstaltungen findet ein Künstlergespräch statt.
Kuratiert von Cornelius Claudio Kreusch und Johannes Tonio Kreusch
Die beiden Münchner Musiker-Brüder Cornelius Claudio Kreusch und Johannes Tonio Kreusch haben sich längst weltweit den Ruf erspielt, absolute Meister ihres Fachs zu sein. So wurde der Jazz-Pianist Cornelius Claudio Kreusch von der Süddeutschen Zeitung als „eine der wichtigsten Neuentdeckungen im Jazz weltweit” gefeiert und sein Bruder Johannes Tonio Kreusch vom Akustik Gitarre Magazin als einer der „kreativsten Gitarristen der Gegenwart“ bezeichnet. Beide haben an bekannten Musikhochschulen in New York ihr Musikstudium abgeschlossen, viele erfolgreiche CDs veröffentlicht und konzertieren weltweit auf den bedeutenden Festivals. Die Kreusch Brüder sind dafür bekannt, dass Sie musikalisch immer wieder Wege jenseits des Konventionellen gehen. Sie sind zudem als Konzertpromoter und Festivalleiter tätig. Für die Stadt Burghausen kuratieren sie das Musikfestival „Look into the Future“ und gründeten 2008 die Konzertreihe Ottobrunner Konzerte bei München. Für ihre erfolgreiche Tätigkeit als künstlerische Leiter dieser Serie erhielten sie 2012 den Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung.
Tickets: burghausen.reservix.de
Infos und Programm: https://lookintothefuture.burghausen.de/
Die Tickets und Festivalpässe gibt es bei allen reservix-Vorverkaufsstellen, z.B.im Bürgerhaus Burghausen und in der Burghauser Touristik, online unter burghausen.reservix.de sowie an der Abendkasse.