Mit 39 Millionen Euro: Bund fördert
Wasserstoff-Forschungsprojekt im bayerischen
Chemiedreieck
Forschungsergebnisse sollen der gesamten chemischen Industrie in
Deutschland bei der klimaneutralen Transformation helfen
Burghausen/Berlin, 23.03.2023.
Für die Transformation des mit über 20.000
Beschäftigten größten bayerischen Chemiestandortes ChemDelta Bavaria hin zur Wasserstoffwirtschaft wurde das Forschungsprojekt „Verbundvorhaben H2-Reallabor Burghausen“ entwickelt. Nun wird das Forschungsprojekt offiziell vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Der Förderbetrag beläuft sich auf rund 39 Millionen Euro. Das Verbundvorhaben im bayerischen Chemiedreieck – als Initiative der Stadt Burghausen – soll als „Leuchtturmprojekt“ fungieren für die gesamte chemische Industrie in Deutschland auf dem Weg in eine
klimaneutrale Wasserstoffwirtschaft.
Das ChemDelta Bavaria ist die größte Chemieregion in Bayern mit 19 weltweit tätigen Unternehmen, 20.000 Beschäftigten, mehr als zehn Milliarden Umsatz/Jahr und mehr als
vier Milliarden Investitionen in den letzten Jahren. Die Chemieregion im Südosten des Freistaats ist bereits jetzt der größte Wasserstoffnutzer in Bayern. Die ansässigen Firmen
wollen sich der Herausforderung einer klimaneutralen Transformation durch die Nutzung von grünem Wasserstoff als Energieträger und potentielle Basis für zusätzliche und neue
Ausgangstoffe für die Chemie stellen. Der Erhalt von in Summe gut 50.000 Arbeitsplätzen in der Region – neben den Industrie-Beschäftigten sind weitere rund 30.000 Menschen indirekt
von der Chemie vor Ort abhängig – steht dabei im Fokus der Reallabor-Verantwortlichen.
2021 wurde für dieses Vorhaben als Betriebsgesellschaft die „Reallabor Burghausen – ChemDelta Bavaria gGmbH“ gegründet, unter Federführung der Stadt Burghausen, des
Landkreises Altötting und weiteren Gesellschaftern aus Industrie und Logistik – Wacker Chemie AG, Linde GmbH, InfraServ GmbH & Co. Gendorf KG, Westlake Vinnolit GmbH &
Co. KG, OMV Deutschland GmbH und DB Cargo BTT GmbH. Mit dem Reallabor sollen neue Technologien entwickelt und zur Marktreife geführt werden, um Wasserstoff (H2) als
Energieträger in der chemischen Industrie, aber auch auf breiter Basis in Logistik und weiterer Wirtschaft zu nutzen und Kohlendioxid (CO2) einzusparen. Unter Leitung der
Technischen Universität München und der Technischen Hochschule Rosenheim wurde ein Forschungsvorhaben mit insgesamt 36 Projektpartnern und einem Budget von rund 50
Millionen Euro entwickelt. Dieses Vorhaben wurde zur Förderung beim Bundesforschungsministerium eingereicht und nun als förderungswürdig bewertet.
In Summe mehr als 50 Mio. Euro für Wasserstoff-Forschungsvorhaben Der Förderbescheid wurde am Dienstag, 21. März 2023, in einem Festakt im TUM Akademiezentrum Raitenhaslach in Burghausen von Staatssekretär Dr. Jens Brandenburg vom Bundesministerin für Bildung und Forschung offiziell an Ersten Bürgermeister Florian Schneider von der Stadt Burghausen als größtem Gesellschafter der Reallabor gGmbH übergeben.
Der Förderbescheid umfasst die Maßnahmen des Reallabor-Vorhabens in Höhe von rund 39 Millionen Euro in den kommenden vier Jahren. Gekoppelt ist die Millionenförderung des Bundes mit eingebrachten Eigenmitteln der Projektpartner in Höhe von rund zwölf Millionen Euro, so dass für das Wasserstoff-Forschungsprojekt insgesamt rund 51 Millionen Euro zur Verfügung stehen.
„Praxisnaher Test für Wasserstoffkette“
Staatssekretär Brandenburg bezeichnete das H2-Reallabor als „praxisnahen Test direkt im industriellen Umfeld im Verbund mit der Forschung, wo man konkrete Ideen für die
Wasserstoffkette konkret ausprobieren kann“. Damit sei das Projekt ein wichtiges Bauteil der Energiewende. „Die Förderung des Bundes ist aber auch ein großer Vertrauensvorschuss für
das Burghauser Reallabor im hochkompetitiven Wettbewerbsprozess um Förderungen in Deutschland“, so Brandenburg.
Dr. Peter von Zumbusch von der Wacker Chemie AG und Leiter des Wacker-Werkes Burghausen, das mit über 8.000 Beschäftigten der größte Chemiestandort im ChemDelta
Bavaria ist, betonte: „Auf dem Weg der bayerischen chemischen Industrie in die Zukunft durch klimafreundliche Transformation in eine nachhaltige Wasserstoffwirtschaft müssen die
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen.“ Unter anderem ohne nachhaltig und preisgünstig erzeugten Strom werde das nicht möglich sein.
Fünf Hochschul- und Forschungseinrichtungen beteiligt
Am H2 Reallabor Burghausen sind neben den 16 Industriepartnern auch fünf bayerische Hochschulen und Forschungseinrichtungen beteiligt: Die wissenschaftliche Leitung
übernimmt die Technische Universität München (TUM). Beteiligt sind zudem die Technische Hochschule Rosenheim (TH-Ro) mit dem Campus Burghausen, die ostbayerische
Technische Hochschule Regensburg (OTHR), die Forschungsstelle für Energiewirtschaft (FfE e.V.) sowie Bauhaus Luftfahrt (BHL). Prof. Dr. Gerhard Kramer, Vizepräsident der TUM,
informierte, dass allein zwölf Lehrstühle und Professuren beim Reallabor-Projekt dabei sein werden. „Durch die Zusammenarbeit von Hochschul-Forschung und chemischer Industrie im
Hinblick auf den Transformationsprozess kann das H2-Reallabor zum Nukleus der deutschen Wasserstoffwirtschaft werden“, so Kramer.
Prof. Dr. h.c. Heinrich Köster, Präsident der TH-Ro, sagte: „Auch die Technische Hochschule Rosenheim mit ihrem Campus Burghausen wird ihre Beiträge zum Reallabor Burghausen liefern.“ So werde in unmittelbarer Nähe zum Campus Burghausen ab Ende des Jahres ein Technikum für Forschung auf den Gebieten Wasserstoff, Verfahrenstechnik und Chemie errichtet. Die
Fertigstellung ist für Ende 2025 oder Anfang 2026 geplant. Etwa 40 Millionen Euro werden dafür von der Stadt Burghausen mit Fördermitteln des Freistaates Bayern investiert.
Außerdem habe man bereits zum Wintersemester 2022/2023 einen Masterstudiengang Wasserstofftechnologie eingerichtet, eine entsprechende Professur folge nun.
Forschungsergebnisse für gesamte deutsche Chemieindustrie
„Der millionenschwere Förderbescheid des Bundes ist verbunden mit der Auflage, dass die Forschungsergebnisse des Projekts der gesamten deutschen Chemieindustrie zur Verfügung gestellt werden“, so Reallabor-Geschäftsführer Anton Steinberger. „Das Vorhaben im ChemDelta Bavaria erfüllt damit eine Leuchtturm-Funktion für die Chemiebranche in ganz Deutschland.“ So könne gemeinsam der Weg in die klimaneutrale Wasserstoffwirtschaft für eine der wichtigsten Branchen der deutschen und der europäischen Volkswirtschaft geebnet werden. Burghausens Bürgermeister Florian Schneider betonte, dass das H2 Reallabor auch nach Ende der Förderphase in 2027 dauerhaft etabliert sein werde, um dort die Forschung für Klimaneutralität in Zusammenarbeit mit der Industrie weiter voranzutreiben.
Fotocredit: Nixdorf Fotografie