Fotocredit: Stadt Burghausen

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Seit 1. September 2024 leitet Dean Wilmington das Burghauser Kulturbüro. Ein Porträt über einen langjährigen Musik- und Theaterexperten

Ursprünglich trennten Dean Wilmington von Burghausen etwa 16.000 Kilometer. Inzwischen steigt der gebürtige Australier im nahe gelegenen Mehring ins Auto und fährt nur wenige Minuten, um die knapp fünf Kilometer lange Strecke zu seinem neuen Arbeitsplatz in der Burghauser Altstadt zurückzulegen. Seit 1. September 2024 leitet der 54-jährige studierte Musiker das Kulturbüro der Stadt. Die bisherige Leiterin, Birgit Reiprich, geht im Dezember 2024 in den Ruhestand.

Von Brisbane über München und Eggenfelden nach Burghausen

Zuletzt hat Dean Wilmington als Intendant am Theater an der Rott in Eggenfelden gearbeitet. „Das waren viele Managementaufgaben und es war ein ganz anderer Job als die Zeit zuvor, in der ich als Spartenleiter des Musiktheaters tätig war“, resümiert er. Gerade an letztere Zeit erinnert sich Wilmington offensichtlich gerne: „Ich hatte viel Freiraum, habe mehrere Konzertreihen initiiert für Jazz, Kammermusik, für Sommerkonzerte.“ Einige Uraufführungen seien auch mit dabei gewesen.

Dean Wilmington lebt bereits seit 33 Jahren in Deutschland. Nach seinem Hochschulabschluss Bachelor of Music in Brisbane zunächst auf Einladung als Gaststudent an der Münchner Hochschule für Musik, später als freiberuflicher Musiker und Komponist. „Mich hat es schon immer nach Europa gezogen, die Kultur und der Wunsch, Künstler zu werden“, erzählt er mit ruhiger, leiser Stimme. In den 1990er Jahren sei vor allem München ein Schmelztiegel für Musiker weltweit. „Da habe ich als Musiker viel gelernt.“ In dieser Zeit war Dean Wilmington auf Tourneen in ganz Europa.

Ab 1999 übernahm der Pianist verschiedene Lehraufträge, unter anderem als Dozent an der Münchner Hochschule für Musik und Theater. Später vermittelte er sein Wissen als Studienleiter Musik an der Joop-Akademie in Hamburg. Bevor er nach Bayern zurückkehrte, machte Dean Wilmington noch in Trier als Studienleiter im Musicalbereich Station.

Kreativer Einstieg in die Musik

Blickt der neue Kulturbüroleiter auf seine musikalischen Anfänge zurück, lächelt er verschmitzt: „Ich bin im australischen Outback aufgewachsen. In einem ganz kleinen Dorf, da es nicht einmal eine Kirche, geschweige denn ein Klavier“. Ungeachtet der widrigen Umstände hat Dean Wilmington im Alter von drei Jahren seinen Eltern verkündet, dass er „Beethoven spielen will“. Also hat sein Vater ein altes, kaputtes Harmonium aufgegabelt, es repariert und seinem kleinen Söhnchen hingestellt. „Das Problem war, dass ich mit den Füßen nicht an die Pedale gekommen bin“, betont er. Kurzerhand funktionierte Familie Wilmington den Staubsauger als Hilfe um. Dean Wilmingtons Augen blitzen kurz auf, als er schildert: „Zuerst musste ich immer den Staubsauger anmachen, dann konnte ich Harmonium spielen“.

Seine kindliche Leidenschaft machte der Künstler später zu seinem Beruf und erarbeitete sich in der Musikszene einen klangvollen Namen. Erst im September dieses Jahres reiste der Pianist mit seiner Frau – ebenfalls Pianistin – nach Tschechien, um beim Prager Rundfunk eine Aufnahme zu machen. „Ich stehe gerne auf der Bühne, nicht aber in der Öffentlichkeit“, beschreibt er sich selbst. Er sei wie eine Ente, die oben auf dem Wasser schwimmt, aber unter der Oberfläche fleißig paddelt, um vorwärts zu kommen.

Ein Bild, dass sich gut auf seinen neuen Job im Kulturbüro übertragen lässt. Er sitzt ruhig vor seinem Cappucino, packt aber jede Menge Ideen aus, mit denen er sich vorstellen könnte, die Kultur in der Stadt weiter zu prägen: „Neue Konzertreihen, neue Festivals wären ein Teil. Ein weiterer Teil ist es, die Neustadt kulturell mehr einzubinden.“ Dean Wilmington will mit hochklassigen Konzerten, Theater und Unterhaltungskunst auch neues Publikum erreichen. „Mir ist wichtig, dass sich hier in Burghausen auch Musiker und Künstler aus der Region präsentieren, die Talente aus der Gegend“, ergänzt er. Die Stadt hat seiner Ansicht nach viele „tolle Spielstätten“. Alle Genres, für jeden etwas – „Burghausen zeichnet sich als Kulturstadt aus.“

Möglicherweise nicht nur Kulturbüroleiter, sondern auch Komponist

In der kommenden Zeit aber sei es wichtig, erst einmal alles kennenzulernen. Sollte ihm angesichts der vielfältigen Aufgaben ein wenig Zeit bleiben, „dann orientiere ich mich ein wenig“, meint er und lächelt wieder. „Und vielleicht fange ich dann auch wieder an Musik zu komponieren. Das ist ein Teil von mir, der mich als Musiker schon seit Jahrzehnten begleitet.“

 

„Ich würde im Kulturprogramm der Stadt unter anderem gerne die Vielfältigkeit des Jazz allen greifbar und erlebbar machen.“

Dean Wilmington, Leiter Kulturbüro Burghausen